Carcam mit Qualitätsanspruch Car- bzw. Dashcams sind den meisten Menschen sicherlich hauptsächlich durch lustige Videos im Internet bekannt, bei deren Konsum man jedoch nicht um den Gedanken herumkommt "Wenn ich jetzt noch etwas erkennen könnte ...", denn von "Qualität" kann man bei Carcam-Aufzeichnungen normalerweise nicht sprechen. Rollei bietet mit dem CarDVR-120 GPS aber mittlerweile eine Kamera, die in bis zu 2304x1296p filmt und damit nicht nur herkömmliche Carcams, sondern auch die FullHD-Auflösung hinter sich lässt und mit ihrem Ambarelle A7 L50 Chip, der auch in einigen besseren Actioncams eingebaut ist, eine überdurchschnittliche Bildqualität in Aussicht stellt.

  • Bild Rechts am Bildschirm befindet sich eine Notfalltaste, um die Überschreibung alter Aufnahmen abzubrechen. [Foto: Rollei]

    Rechts am Bildschirm befindet sich eine Notfalltaste, um die Überschreibung alter Aufnahmen abzubrechen. [Foto: Rollei]

  • Bild Klein, leicht und handlich ist das Design, auch im maximal ausgebauten Zustand. Der Saugnapf sitzt auf zuvor geputzten Oberflächen fest. [Foto: Rollei]

    Klein, leicht und handlich ist das Design, auch im maximal ausgebauten Zustand. Der Saugnapf sitzt auf zuvor geputzten Oberflächen fest. [Foto: Rollei]

Verglichen mit anderen Carcams, die wir bislang im Test hatten, ist das aktuelle Spitzenmodell aus dem Rollei-Sortiment, der Rollei CarDVR-120 GPS, geradezu edel. Die zur Windschutzscheibe zeigende Front ist mit einem Alu-Cover versehen. Alles an der Kamera und ebenso das Zubehör sind gut verarbeitet und formschön gestaltet. Platz verschwendet wurde bei dem 87 mm breiten, 49 mm hohen und 14 mm tiefen Grundkörper des CarDVR-120 GPS ebenfalls nicht: Die Rückseite füllt der 2,7-Zoll-Farbmonitor fast gänzlich aus. Rechts vom Bildschirm befindet sich eine Notfall-Taste, die die Loop-Funktion deaktiviert und damit die Überschreibung alter Dateien verhindert. Alle anderen Knöpfe sind an der Unterseite angebracht, was im montierten Zustand ungünstig ist, da du die Tasten dann nicht sehen kannst. Ohnehin ist die Beschriftung der Knöpfe kaum zu erkennen. Aufgereiht sind hier zwei Pfeiltasten zur Navigation durchs Menü, das du mit dem Menü-Knopf aufrufst. Ein OK-Button fungiert als Auslöser und Bestätigungsknopf. Du startest damit im Sucher also eine Aufnahme oder legst Einstellungen im Menü fest. Falls du mal kein Video, sondern ein Foto machen möchtest, schaltest du mit dem Mode-Button in den entsprechenden Sucher-Modus um. Einen Power-Knopf gibt es ebenfalls, falls du die Carcam zwischendurch aus- oder einschalten möchtest. Generell geschieht dies aber automatisch: Sobald das Gerät Strom über das Kabel bekommt, schaltet es sich ein und beginnt zu filmen. Du benötigst die Tasten die meiste Zeit im Betrieb also gar nicht. Aber wenn, dann kann es häufiger vorkommen, dass du dich intuitiv verklickst, weil die Pfeiltasten nicht direkt neben der OK-Taste, sondern ganz außen liegen.

Auf der Oberseite sitzen die Ports für Mini-USB und Mini-HDMI, ebenso die Steckkontakte für die Saugnapfhalterung. Das heißt, die Carcam kann einfach von der Saugnapfhalterung abgenommen werden, beispielsweise zum Schutz gegen Diebstahl, oder um kurz ein Foto damit zu machen. An der Halterung selbst sitzt auch ein Mini-USB-Port, an den du das großzügig lange Auto-Kabel anschließen kannst. An dessen Ende sitzt leider ein fest montierter Stromadapter für den Zigarrettenanzünder oder die Bordsteckdose. Hast du von solchen Steckdosen nur eine im Armaturenbrett und willst vielleicht mal dein Handy laden oder ein externes Navigationsgerät betreiben, hast du ein Problem. Dann musst du dich entscheiden: Carcam oder Handy bzw. Navi. Oder du brauchst kreative Verteiler-Lösungen. Ein normaler USB-Stecker am Kabelende und ein handelsüblicher Zigarrettenanzünder-USB-Ladestecker hätten uns besser gefallen. Die gibt es nämlich auch mit mehreren Anschlüssen. Links an der Kamera befindet sich noch der Kartenslot. Entgegen der Angabe von Rollei auf der Verpackung und auf der Website (in der Bedienungsanleitung steht es richtig) passt dort allerdings keine SD-Karte hinein, sondern eine MicroSD-Karte. Diese darf maximal 32 GB fassen, was in FullHD immerhin für 5,7 Stunden ununterbrochene Aufzeichnung gut ist.

Bedienung

Der CarDVR-120 hat einen kleinen integrierten Akku, der (wie bei Carcams üblich) nur wenige Minuten durchhält. Du solltest die Kamera also stets an eine Stromversorgung angeschlossen haben, die wahlweise über ein Ladegerät oder den Zigarettenanzünder erfolgen kann. Du startest und stoppst Aufnahmen, wie oben erwähnt, mit dem OK-Knopf oder indem du die Carcam vom Strom nimmst bzw. mit Elektrizität versorgst. Im Leerlauf schaltet sich der Bildschirm nach einer Minute ab. Du kannst ihn mit einem Druck auf einen beliebigen Knopf wieder aufwecken, ohne dass die eigentliche Funktion der Taste ihre Wirkung tut, sodass du nichts versehentlich verstellen kannst. Das Live-Bild des Suchers ist um knapp 0,1 Sekunden zeitversetzt, was aber überhaupt nicht stört.

  • Bild 135 Grad beträgt der Weitwinkel der CarDVR-120 GPS. Du kannst also ein recht großes Blickfeld einfangen. [Foto: Rollei]

    135 Grad beträgt der Weitwinkel der CarDVR-120 GPS. Du kannst also ein recht großes Blickfeld einfangen. [Foto: Rollei]

  • Bild Eine miniUSB- bzw. AV-Schnittstelle sowie ein miniHDMI-Ausgang sollen dir beim Sichten und Übertragen deiner Videos helfen. [Foto: Rollei]

    Eine miniUSB- bzw. AV-Schnittstelle sowie ein miniHDMI-Ausgang sollen dir beim Sichten und Übertragen deiner Videos helfen. [Foto: Rollei]

  • Bild Mit 5 Tasten an der Unterseite nimmst du alle Einstellungen vor und wechselst die Aufnahmemodi. Dass die Pfeiltasten nicht neben dem OK-Button sitzen, kann anfangs zu Fehlklicken führen. [Foto: Rollei]

    Mit 5 Tasten an der Unterseite nimmst du alle Einstellungen vor und wechselst die Aufnahmemodi. Dass die Pfeiltasten nicht neben dem OK-Button sitzen, kann anfangs zu Fehlklicken führen. [Foto: Rollei]

  • Bild Im Lieferumfang der Rollei CarDVR-120 GPS sind eine Saufnapfhalterung, ein Auto-Kabel und eine grundlegende Videoschnittsoftware enthalten. [Foto: MediaNord]

    Im Lieferumfang der Rollei CarDVR-120 GPS sind eine Saufnapfhalterung, ein Auto-Kabel und eine grundlegende Videoschnittsoftware enthalten. [Foto: MediaNord]

Öffnest du das Menü, findest du vier Optionskategorien (durch schmucke Symbole visualisiert) vor: Videoeinstellungen, Fotoeinstellungen, generelle Optionen und Sicherheitseinstellungen (zum Setzen eines Passworts). In den generellen Optionen kannst du unter anderem den (in den Werkseinstellungen eingeschalteten) Datumsstempel anwenden oder deaktivieren und die Empfindlichkeit des G-Sensors regulieren. Bei den Videoeinstellungen bestimmst du die Auflösung (2304x1296p, 1080p, 720p und 480p – alle jeweils ausschließlich mit 30 Bildern/s) und Abstände, nach denen eine neue Videodatei angelegt werden soll (1, 3, 5 Minuten/aus). Ebenso findest du hier die Loop-Funktion für kontinuierliches Filmen (die älteste Aufnahme wird dann jeweils überschrieben), Bewegungserkennung (Aufzeichnung pausiert, wenn nicht nichts bewegt) und einen Zeitraffer (Fotos werden im Abstand von 1, 5, 10, 30 oder 60 Sekunden geschossen). Zudem kannst du hier WDR (Wide Dynamic Range) ein- und ausschalten. Diese Funktion soll durch unterschiedliche Belichtungen dunkle Stellen des Bildes aufhellen, was der CarDVR-120 in der Praxis nicht wirklich überzeugend hinbekommt. Der Unterschied zum „normalen“ Videobild ist kaum erkennbar. Da allerdings die Qualität der Clips von der Funktion unberührt bleibt, kannst du sie ruhig an lassen. Die GPS-Funktion kannst du hingegen nirgendwo abstellen: Das Tagging läuft immer während der Aufnahme und speichert die Daten als Textdateien, die die mitgelieferte Rollei-Software, aber auch andere Programme, anschließend auslesen und visualisieren kann.

  • Bild Die GPS-Daten werden in eine Textdatei mit dem gleichen Namen wie das Video geschrieben. Programme wie der Solveig Media Splitter oder die mitgelieferte Rollei-Software können die Daten visualisieren (hier die Durchfahrt des Eider-Sperrwerks). [Foto: MediaNord]

    Die GPS-Daten werden in eine Textdatei mit dem gleichen Namen wie das Video geschrieben. Programme wie der Solveig Media Splitter oder die mitgelieferte Rollei-Software können die Daten visualisieren (hier die Durchfahrt des Eider-Sperrwerks). [Foto: MediaNord]

Im Fotoeinstellungs-Menü kannst du die Fotoauflösung aussuchen. Das ist etwas lustig, denn es steht dort nur eine einzige Auflösung zur Wahl: 3 Megapixel. Diese kannst du im nächsten Unterpunkt wahlweise in hoher, mittlerer oder niedriger Qualität speichern lassen.

Bildqualität

Die Vergleichsstandards für die Bildqualität von Carcams liegen leider recht tief. (Um es klar zu sagen: die Bildqualität aller früher von uns getesteten Carcams war grottig.) Umso überraschender ist, wie gut sich der CarDVR-120 GPS auf diesem Feld schlägt. In 2304x1296p sind 6 von 10 Zeilen auf unserem Testchart problemlos lesbar, die Holzmaserung des Lineals ist gut zu erahnen, die Skala allerdings (besonders am Rand) eher nicht. Auch die Skala unter der Farbtafel am Rand verschwimmt im Qualitätsabfall zu einem einzigen Balken. Sehr stark scharfgezeichnet ist das Bild zudem noch, dennoch stimmt der Gesamteindruck: Zumindest in der höchsten Auflösung entsteht durchaus vorzeigbares Material. Für FullHD gilt das gleiche, was schon bei dem laut Hersteller-Benennung „SuperHD“ gesagt worden ist, nur dass hier 5 Zeilen lesbar sind, statt 6, und etwas Schärfe büßt das Bild ein. Sogar Videos in 720p sehen noch passabel aus. Der Ton hingegen ist eine Katastrophe: Außer einem unglaublich lauten, hoch pfeifenden Rauschen scheint das Mono-Mikrofon kaum etwas aufzuzeichnen. In der Praxis wird man die Tonaufzeichnung deshalb wohl eher abschalten. Unter den weiterführenden Links findest du auch einen Link zu Original-Testaufnahmen, die wir mit der Rollei CarDVR-120 GPS gemacht haben.

Fazit

Für eine Carcam überrascht der CarDVR-120 GPS mit seinem 135-Grad-Weitwinkel und der dennoch vergleichsweise guten Bildqualität, die durchaus nicht nur dazu geeignet ist, das Verkehrsgeschehen zu dokumentieren, sondern auch für einen passablen Urlaubsfilm taugt. Die Bedienung ist simpel und das kleine Gerät stört beim Fahren auch nicht. Wer jedoch kein ins Armaturenbrett integirertes Navigationsgerät besitzt oder mal sein Handy an der Bordsteckdose laden will, wird sich Gedanken machen müssen, wie er zwei Geräte mit nur einem Zigarettenanzünder betreiben kann. Wer dieses Problem nicht hat und seine Reisen in einigermaßen vorzeigbarer Qualität aufzeichnen möchte, ist bei diesem Gerät für knapp 190 Euro (UVP) und einem Internetpreis von unter 170 Euro gut bedient.

Vorteile

  • Gute Bildqualität
  • Gute Verarbeitung
  • Einfache Bedienung

Nachteile

  • Schlechte Tonqualität